Mythos: Umsatz gleich Unternehmenswert

Wenn man Inhaber kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) nach der Verkaufspreisvorstellung ihres Unternehmens fragt, dann bekommt man nicht selten die Antwort, dass es schon mal der Jahresumsatz sein könne. Der Jahresumsatz scheint für viele Verkäufer eine Art unternehmerische Erfolgsgröße zu sein. Der große mediale Fokus über das rasante Umsatzwachstum und die damit begründeten, teilweise schwindelerregenden Unternehmensbewertungen von ‚Amazon‘, ‚Zalando‘ und ‚Rocket Internet‘ beflügeln diese Umsatzfokussierung. Viele Verkäufer lassen völlig außer Acht, dass diese großen und kapitalstarken Unternehmen durch die Umsatzfokussierung eine langfristige Marktführerschaft anstreben und dass Investoren die Hoffnung haben, die Marktdominanz würde über kurz oder lang zu hohen Gewinnen führen und den hohen Unternehmenswert rechtfertigen.

Für ein KMU mit einigen Millionen Nettoumsatz ist die Marktdominanz oft in weiter Ferne und der starke Fokus auf Umsatz lässt die wirklich relevanten Kennzahlen für den Unternehmenswert meist in den Hintergrund geraten. Für die Verkaufspreise von KMU’s spielen allerdings die Geldflüsse, die Gewinne,  das EBIT, Geschäftsführerlöhne und Vermögenssituation oft eine viel entscheidendere Rolle, da der Kaufpreis eben über Zins- und Tilgung refinanziert werden muss und die Investoren keinen zehnjährigen Zeithorizont verfolgen. Die folgenden drei Beispiele sollen verdeutlichen, dass bei KMU’s  der Unternehmenswert und die anschließende Verkaufspreisfestlegung besser nicht anhand des Unternehmensumsatzes erfolgen sollte:

1. Ein Personaldienstleistungsunternehmen für die IT-Branche erzielte mit seinen 18 Mitarbeitern einen Unternehmensumsatz von über 12 Mio. Euro, einen Gewinn von 200.000 Euro und die Inhaberin zahlte sich einen Geschäftsführerlohn von 150.000 Euro. Zusammenfassend wird kein Käufer den Kaufpreis von 12 Mio. Euro darstellen können und eine initiale Kaufpreisorientierung anhand des Umsatzes würde die Unternehmung unverkäuflich machen und jegliche Verkaufsbemühungen ins Leere laufen lassen.

2. Ein Finanzdienstleistungsunternehmen erzielte mit seinen 23 Mitarbeitern einen Umsatz von ca. 5 Mio. Euro. Das Unternehmen war hochrentabel und hatte eine Umsatzmarge von rund 32% und konnte jahrelanges zweistelliges Wachstum vorweisen. Eine initiale Orientierung anhand des Unternehmensumsatzes hätte die Inhaber viel Geld gekostet, da aufgrund der hohen Rentabilität die Unternehmung für ein Vielfaches des Umsatzes erfolgreich verkauft werden konnte.

3. Ein produzierendes Elektrounternehmen erwirtschaftete mit seinen 37 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 4 Million Euro. Die Unternehmung wies ein ordentliches operatives Ergebnis von über 250.000 Euro aus. Darüber hinaus wurde ein marktgerechter Unternehmerlohn gezahlt. Allerdings hatte die Unternehmung neben dem positiven Ergebnis leider auch Verbindlichkeiten von über 2 Mio. Euro in der Bilanz. Eine Verkaufspreisfestlegung anhand des Umsatzes hätte die Finanzverbindlichkeiten und die aktuelle Vermögenssituation vollkommen ignoriert und somit zu einem nicht darstellbaren Unternehmenswert geführt.

Die drei oben aufgeführten Beispiele verdeutlichen, dass eine nicht hinterfragte Orientierung der Unternehmenswertfestlegung anhand des Unternehmensumsatzes zu gravierenden Folgen geführt hätte. Der Unternehmensumsatz ist oft eine Indikation über die Größe eines Betriebes, jedoch dient dieser wenig bis gar nicht zur Festlegung von realistischen und erzielbaren Verkaufspreisen von Unternehmen.

Wenn Sie wissen wollen, welcher bestmögliche Verkaufspreis für Ihre Firma am Markt erzielt werden kann, dann nehmen Sie mit unseren Unternehmens-Brokern Kontakt auf und wir ermitteln einen marktgerechten Unternehmenswert für Ihren Betrieb.

Weitere Hintergrundinformationen zum Thema Unternehmensbewertung und Verkaufspreisfestlegung finden Sie in unserem Artikel  „Unternehmensbewertung Kompakt“ oder dem Beitrag „Eine Marktgerechte Unternehmensbewertung führt ans Ziel“.