Private Equity bei kleineren Unternehmensverkäufen

In den letzten Jahren hat sich der Fokus von Private Equity Unternehmen immer stärker auf kleinere und mittlere Unternehmen verschoben. Nach unserer Erfahrung ist das eine positive Entwicklung und bietet vielen Inhabern mehr Möglichkeiten beim Unternehmensverkauf. Zwar kennen viele Inhaber den Begriff Private Equity, die Vorstellungen und Interpretationen dieses Investorentyps variieren aber stark. Deshalb möchten wir ausführlicher auf die Rolle und Bedeutung von Private Equity Unternehmen bei mittelständischen Unternehmensverkäufen eingehen.

 

Das Geschäftsmodell Private Equity

Das grundlegende Geschäftsmodell von Private Equity Unternehmen basiert auf dem günstigen Erwerb von Unternehmen. Der Kaufpreis wird meistens durch umfangreiche Fremdmittel (Bankenkredite) finanziert. Während der Haltedauer (durchschnittlich drei bis sieben Jahre) sollen die Unternehmen optimiert und auf den anschließenden Verkauf (Exit) vorbereitet werden. Dementsprechend sind Private Equity Unternehmen Unternehmenshändler und –optimierer: Sie verdienen ihr Geld durch die Spanne zwischen dem eingesetzten Eigenkapital und den Erlösen durch den Verkauf. Die erfolgreichen Private Equity Unternehmen haben in den letzten Jahren überdurchschnittliche Renditen von  15 bis 50 Prozent erzielt und sind damit für viele Geldgeber als alternative Investments (gegenüber börsennotierten Aktien, Schuldverschreibungen, Anleihen, Immobilien etc.) attraktiv. Vor allem das niedrige Zinsniveau der letzten Jahre hat sehr viel Anlagekapital in die Private Equity Branche gespült und sucht nun nach attraktiven Unternehmensübernahmen.

 

Der Definitionsdschungel rund um Private Equity

Der Begriff Private Equity stammt aus dem Englischen und steht für privat gehaltene Unternehmensanteile. Dabei geht es nicht um Unternehmen, die an der Börse gelistet sind. Die Übersetzung „privat“ kann in diesem Zusammenhang also leicht missverständlich sein, denn sie bezeichnet nur das zum Verkauf stehende Unternehmen. Der Käufer, also die Private Equity Gesellschaft ist hingegen ein professionelles Beteiligungsunternehmen, bzw. ein Finanzinvestor, der Investitionsgelder gezielt in privat gehaltene Unternehmen investiert. Die Geldgeber für solche Private Equity Unternehmen können sowohl vermögende Privatpersonen, Familien, institutionelle Anleger (Fonds oder Pensionskassen) oder eben auch andere Unternehmen mit eigenen Beteiligungstöchtern sein.

Nachfolgend werden weitere häufig verwendete Begriffe im Zusammenhang mit Private Equity definiert:

Venture Capital:Risiko- oder Wagniskapital wird in Unternehmen investiert, die sich in unterschiedlichen Lebens- oder Entwicklungsphasen befinden können. Investitionen in ganz junge Unternehmen werden häufig als „Seed Investments“ (Sameninvestitionen) bezeichnet. Andere Unternehmen befinden sich in einer stark wachsenden und expansiven Phase und suchen dafür entsprechendes Beteiligungskapital. Wobei Investitionen in ganz junge Unternehmen grundsätzlich als Venture Capital bezeichnet werden. Da dieses Kapital einem sehr hohen unternehmerischen Risiko unterliegt, wird in der Regel auch nur Eigenkapital investiert und auf zinstragendes Fremdkapital von Banken verzichtet.
Buy Out:Im Allgemeinen sind aber Private Equity Gesellschaften eher auf bereits etablierte Unternehmen fokussiert. Diese sollen bereits einen „Track-Record“ (Ergebnisse) vorweisen , nachhaltig etabliert sein, ausreichendes Wachstum bieten sowie einen stabilen Cash-Flow erwirtschaften. Dementsprechend gibt der Begriff „Buy Out“ an, dass die Inhaber, die häufig noch die Gründer sind, heraus gekauft werden. Da Finanzinvestoren oft nicht über die personellen Ressourcen für das Management des übernommenen Unternehmens verfügen, streben viele Private Equity Gesellschaften sogenannte Management-Buy-Outs (MBO) an. Hierbei tritt an die Inhaberstelle die Private Equity Gesellschaft und Personen des aktuellen Managements. Dieses Management wird dann häufig an der zu kaufenden Gesellschaft beteiligt, um den unternehmerischen Anreiz zu steigern.
Leveraged Buy Out (LBO):

 

Einige Private Equity Unternehmen haben es in den 1980er Jahren durch sogenannte Leveraged Buy Outs (LBO) zu einem recht großen Bekanntheitsgrad gebracht. Hierbei macht sich der Käufer (Private Equity Unternehmen) durch einen hohen Fremdfinanzierungsanteil den Leverage (Hebel) Effekt zu nutze. Vor allem in Zeiten von niedrigen Zinsen sind die Kosten für das Fremdkapital (aktuell drei bis sieben Prozent) deutlich geringer als die erwartete Verzinsung auf das investierte Eigenkapital (circa 15 bis 25 Prozent). Somit steigt die Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital stark an, wenn die Gesamtfinanzierung des Kaufpreises stärker auf Fremdmittel basiert. Dies geht natürlich nur, solange die Kapitalrendite der zum Verkauf stehenden Unternehmung höher ist als die Kosten für die Gesamtfinanzierung (Eigenkapital plus Fremdkapital). Zu beachten ist natürlich, dass die monatliche fixe Belastung aus Zins- und Tilgungszahlung steigt, wasin der Vergangenheit schon einige Unternehmen zu Fall gebracht hat. Dies gilt vor allem, wenn sich die Markt- und Ertragslage nach einem LBO verschlechtert. Die geringere Flexibilität und die hohen Schuldenberge sind auch die häufigsten Kritikpunkte am Geschäftsmodell der Private Equity Unternehmen.
Buy & Build:In den letzten Jahren haben sich viele Private Equity Unternehmen verstärkt vom reinen Finanz-Engineering auf Buy- und Built-Ansätze fokussiert. Dabei versuchen die Private Equity Unternehmen während ihrer Inhaberschaft (auch Haltedauer genannt) die Unternehmen weiter zu entwickeln. Die Palette der Maßnahmen reicht von Kosteneinsparungen, Verkauf von nicht betriebsnotwendigen Vermögenswerten, Investitionen in neue Produkte bis zu Internationalisierungs- oder Digitalisierungsansätzen. Im Mittelstand wird häufig versucht, durch mehrere Übernahmen von kleineren Unternehmen eine größere Gruppe aufzubauen. Diese kann dann im Vergleich zu kleinen Einzelunternehmen zu einem deutlich höheren Multiplikator (Preis) verkauft werden. Alle Buy- und Build-Ansätze verfolgen das Ziel einer Unternehmens-Wertsteigerung und damit einer Erlössteigerung beim zukünftigen Verkauf (Exit).

 

Relevanz von Private Equity Unternehmen für den Mittelstand

Generell lassen sich die Käufergruppen für kleine Unternehmen in drei Gruppen einteilen. Zum einen gibt es die Strategen: Sie kaufen kleinere Unternehmen als Ergänzung für ihre Produkt-, Markt- und Serviceangebote. Diese Gruppe tritt vor allem bei großen Unternehmensübernahmen in Erscheinung – siehe die Übernahme von Monsanto durch die Bayer AG. Bei kleineren Transaktionen übersteigen die Kosten häufig den zu kaufenden Mehrwert. Deshalb sind die Strategen bei zu kleinen Transaktionen meistens nicht interessiert und in den Verhandlungen nicht präsent.

Die zweite Gruppe sind Privatinvestoren, die in einer Preiskategorie bis 1,5 Millionen Euro Verkaufspreis dominant sind. Allerdings haben besonders Unternehmen mit einem voraussichtlichen Verkaufspreis von 1,5 bis 8 Millionen Euro ein Größenproblem. Sie sind aufgrund der Kapitalanforderungen oft zu groß für Privatinvestoren und zu klein für Strategen. Deshalb ist die jüngere Entwicklung der Private Equity Branche positiv für viele mittelständische Inhaber. Denn Private Equity Unternehmen suchen immer stärker nach Nischenplayern und Unternehmen, die sie über einen Buy- und Build-Ansatz erwerben, optimieren und anschließend verkaufen können. Sie bringen somit zusätzliches notwendiges Kapital in einen zentralen Wirtschaftsbereich des deutschen Mittelstandes. Private Equity Unternehmen sind nicht für alle mittelständischen Inhaber in dieser Größenklasse die Lösung oder der ideale Käufer. Doch sorgen sie mit ihrem stärkeren Fokus auf kleine Nischenplayer für deutlich mehr Wettbewerb, treiben die Preise und bieten Alternativen. Und beim Unternehmensverkauf ist der Käuferwettbewerb mit der wichtigste Aspekt, da dieser letztendlich über den Kaufpreis und über das Zustandekommen des Verkaufs entscheidet. Deshalb sollten sich Verkäufer mit dem Begriff Private Equity und den beschriebenen Interessen, Ansätzen und Definitionen intensiv auseinandersetzen.