Online Firmenbörsen: Auf was muss ich achten?

Unternehmensbörsen

Seit einiger Zeit gibt es im Internet zahlreiche Firmenbörsen, die Käufer und Verkäufer von Unternehmen auf der jeweiligen Plattform miteinander in Kontakt bringen sollen. Kritische Stimmen merken hierbei oft an, dass man eine Firma nicht wie eine übliche Handelsware verkaufen kann und deshalb Firmenbörsen ihren Zweck verfehlen. Auch die Problematik der mangelnden Diskretion wird zu recht als ein kritischer Punkt aufgeführt. Auf der anderen Seite: Wie und an wenn sollen sich Verkäufer wenden, wenn Sie Ihre Firma verkaufen möchten? Nun könnte niemand besser als wir anmerken, dass es ja zahlreiche Unternehmensvermittler und Verkaufsberater gibt. Allerdings wird bei diesen Dienstleistern in der Regel ein Beratungshonorar fällig. Es gibt jedoch eine Reihe von Inhabern, die ihre Firma, u.a. aus Kostengründen, eigenhändig verkaufen möchten. Doch wie finden diese nun interessierte Käufer, ohne diese direkt anzusprechen? Gleiches gilt für Unternehmenskäufer, die ein Unternehmen suchen: Ohne eine geeignete Plattform für die Identifikation von zum Verkauf stehenden Unternehmen können die Käufer keine Firma finden und kontaktieren.

Vor diesem Hintergrund geht der nachfolgende Artikel auf die Vor- und Nachteile von Firmenbörsen ein und nennt einige wichtige Kriterien für die Auswahl und den Umgang mit Firmenbörsen.

 

Was sollen und können Firmenbörsen leisten?

Firmenbörsen können nicht mit den allseits bekannten internetbasierten Transaktionsplattformen wie Amazon oder EBAY verglichen werden, da die Firmen nur über die Firmenbörse vermarket, aber nicht verkauft werden. Im Grunde stellt eine Firmenbörse lediglich eine Kontaktplattform zwischen Käufer und Verkäufer dar. Hierbei soll die Kontaktherstellung für den Verkäufer anonym und diskret erfolgen. Beide Kriterien sind prinzipiell über eine internetbasierte Plattform effizient – und effektiver als über jedes andere Medium – realisiert.

Die Effizienzvorteile liegen auf der Hand: Die nicht vorhandenen Kosten für elektronische Kommunikation, der überregionale Reichweite sowie der offene und ständige Zugang zum Internet. Viele Leute vergessen hierbei, wie mühsam die Alternativen aus vergangenen Zeiten waren. Vor  noch nicht allzu langer Zeit mussten teure Anzeigen in Fachzeitschriften, Magazinen oder Tageszeitungen geschaltet werden oder man war ausschließlich von seinem privaten Umfeld, Netzwerk und Kontakten abhängig. In Betracht dieser umständlichen Alternativen sind Firmenbörsen ein riesiger Fortschritt und eine deutliche Verbesserungen sowohl für Käufer und Verkäufer.

„Somit stellen internetbasierte Firmenbörsen eine Steigerung der Transparenz und Effizienz für  Unternehmensverkäufe und Nachfolgeregelungen dar.“

 

Online Firmenbörse

 

Wie kann ich die Qualität einer Firmenbörse feststellen?

Wenn die Hauptaufgabe einer Firmenbörse darin besteht, dass Käufer und Verkäufer miteinander in Kontakt treten können, dann sollte jede Firmenbörse vornehmlich an diesem Kriterium gemessen werden! Das entscheidende Kriterium ist also die Reichweite sowie die Qualität der Kontakte. Wie können Sie als Verkäufer nun die Reichweite sowie die Qualität der Kontakte – noch bevor Sie inserieren – abschätzen? Hier gilt es die gleichen Kriterien wie für jede andere Online-Plattform anzulegen.

  1. SEO-Ranking: Wie suchen Käufer nach einer Firmenbörse? Mit großer Wahrscheinlichkeit über Google. Somit lohnt sich eine kurze Google Suche mit den entsprechenden „KeyWords“ wie z.B. Firmenbörse, Unternehmensbörse, Unternehmens-Marktplatz etc. Taucht die entsprechende Plattform auf den ersten Seiten des Google-Rankings auf? Das ist ein gutes Zeichen.
  2. Page-Visits: Wie jede Webseite so leben auch Firmenbörsen von ihrer Besucheranzahl. Diese können Sie einfach und schnell prüfen, indem Sie zum Beispiel die gefundenen Webseiten bei alexa.com eingeben und die Performance Daten überprüfen. Eine unfrequentierte Webseite führt selten ans Ziel!
  3. Anzahl der Mandate: Jede Online-Plattform (so auch eine Firmenbörse) lebt von ihren Inhalten. Für eine Firmenbörse ist das die Anzahl der vorhandenen Verkaufsmandate. Nur wer viele und hochwertige Verkaufsmandate inne hat, zieht auch patente und solvente Käufer an. Somit ist die Anzahl der Verkaufsmandate ein erstes Kriterium! Allerdings sollten Sie die geschalteten Inserate durchgehen und ein wenig prüfen, ob es sich hierbei um echte Firmen handelt und ob Ihre Firma auch in das Spektrum der vorhandenen Inserate passt.

 

Welche Firmenbörsen gibt es in Deutschland?

Es gibt unzählige Firmenbörsen in Deutschland. Viele werden von Verkaufsberatern betrieben und dienen eher der eigenen Mandatsakquise als einer unabhängigen und neutralen Kontaktvermittlung zwischen Käufer und Verkäufer. Wir haben nachfolgend eine Liste zusammengestellt, welche einige der unabhängigen Firmenbörsen aufführt und diese anhand der oben definierten Kriterien bewertet.

WebseiteOrganische Google Suchergebnisse „Firmenbörse“Organische Google Suchergebnisse „Unternehmensbörse“Alexa Rank DeutschlandAnzahl Verkaufsinserate gemäß sichtbarer Angebote*
www.nexxt-change.org 29110.4148031
www.dub.de 4316.011Ca. 500
www.unternehmensmarkt.de 13733.411407
www.biz-trade.de 36 30.810Ca. 1800
www.firmundo.de5 –>10
www.de.globalbroker.biz 69Ca. 10
www.firmamarkt.net 7Ca. 35
www.kauf-verkauf24.de 88>100
*Wir können an dieser Stelle nicht überprüfen, ob es sich um „echte“ Verkaufsangebote handelt. Darüber hinaus haben wir Verkaufsmandate aus dem Ausland sowie Kaufgesuche nicht berücksichtigt.

 

 Generelle Tipps und Empfehlungen bei der Nutzung von Firmenbörsen

Der große Vorteil des offenen Zugangs von Firmenbörsen erfordert im Gegenzug eine sorgfältige und diskrete Kommunikation. So bieten alle Firmenbörsen die Möglichkeit einen Inserat-Text sowie Kontaktangaben anzugeben. Hier unsere Tipps für Ihren individuellen Text:

  • Nur die Eckdaten angeben: Sie sollten die Beschreibung Ihrer Unternehmung immer etwas vage halten und nicht zu genaue Angaben über recherchierbare Daten wie beispielsweise Ihre Produkte und Dienstleistungen, die geographische Lage, den Gründungszeitpunkt sowie die Mitarbeiteranzahl machen. Niemand sollte durch das Inserat auf den Namen Ihrer Firma schließen können!
  • Vorsicht walten lassen: Darüber hinaus empfehlen wir auch keine privaten Kontaktdaten anzugeben, sondern immer über eine speziell angelegte E-Mailadresse zu kommunizieren. Sie wissen nie, wer das Inserat liest und ob es sich um einen seriösen Kontakt handelt. Deshalb ist Vorsicht geboten!
  • Seriosität prüfen: Lassen Sie sich von allen Interessenten eine Telefonnummer geben. Rufen Sie an und führen Sie ein erstes prüfendes Telefonat (mit unterdrückter Nummer). Prüfen Sie den Interessenten und hören Sie sich seine Fragen genau an. Geben Sie keine Auskünfte, die einen Rückschluss auf Ihre Firma zulassen. Fragen Sie immer wie viel Eigenkapital vorhanden ist, da Unternehmensverkäufe meistens genau daran scheitern. Räumen Sie dieses kritische Thema bereits im ersten und unverbindlichen Gespräch aus der Welt. Der Interessent sollte mindestens 30% des Kaufpreises vorweisen können.
  • Belege anfordern: Sollte der Interessent einen seriösen Eindruck machen, dann lassen Sie sich zunächst weitere Informationen, wie z.B. Lebenslauf oder bei Unternehmern eine Firmenbroschüre zuschicken.
  • NDA ist Pflicht: Schließen Sie eine Vertraulichkeitserklärung (NDA, Non Disclosure Agreement) inklusive einer Vertragsstrafe ab. Diese schicken Sie dem Interessenten zu und lassen sie von ihm zuerst unterschreiben.
  • Verkaufsunterlagen: Anschließend sollten Sie dem Interessenten das Verkaufsexposé zukommen lassen, damit er mehr Informationen über Ihre Firma erhält. Die Verkaufsdokumentation sollte ausführlich und detailliert genug sein, dass der Interesset grundsätzlich entscheiden kann, ob er sich vorstellen kann, Ihre Firma zu erwerben.

 

Für welche Unternehmen sind Firmenbörsen überhaupt geeignet?

Sehr gut geeignet:–          Kleinere Firmen mit Verkaufspreisen unterhalb von 500.000 Euro

–          Inhaber-unabhängige Firmen

–          Firmen mit geringen beruflichen Anforderungen

–          Firmen, bei denen der Inhaber nur noch die Geschäftsführung übernimmt

–          Firmen, die ein Management-Buy-In ermöglichen, also ausreichend Geschäftsführerlohn sowie eine Rendite auf das Kapital bieten

Punktuelle Abwägung:–          Firmen mit großem Befähigungsnachweis (Meisterbrief)

–          Firmen, die mehr als 20 Mitarbeiter haben

–          Hochspezialisierte Unternehmen

–          Firmen bis 5 Mio. Euro Verkaufspreis

Absolut ungeeignet:–          Verkauf von Patenten und Erfindungen

–          Apotheken, Kanzleien, Arztpraxen

–          Firmen mit einem Verkaufspreis oberhalb von 10 Mio. Euro

–          Firmen, die einem strategischen Käufer (d.h. ein gewerblicher Käufer wie Kunden, Lieferanten, Wettbewerber oder aus angrenzenden Branchen) einen großen strategischen Mehrwert bieten

 

Fazit: Nutzung internetbasierter Firmenbörsen für den Unternehmensverkauf

Die Etablierung von Online-Firmenbörsen steckt noch immer in den Kinderschuhen und ist in Deutschland stark unterentwickelt. Zugleich sind seriöse und unabhängige Online-Kontaktplattformen prinzipiell ein großer Fortschritt hin zu einem transparenten und effizienten Markt für Unternehmen. Firmenbörsen sind nicht für jede Firma der Schlüssel zum Erfolg. Allerdings bietet sich vor allem für kleinere Unternehmen hier eine effiziente und diskrete Möglichkeit ihre Firma zu vermarkten. Zu diesem Zweck sollten diese Unternehmen die jeweilige Firmenbörse zunächst auf ihre Reichweite und Qualität prüfen. Die Inseratskosten sollten hierbei nicht das einzige Kriterium sein, sondern vielmehr die Auffindbarkeit, die Besucherzahl, die optische Erscheinung der Plattform sowie die Anzahl und Qualität der publizierten Verkaufsmandate. In keinem Fall sollten Sie zu früh oder für jedermann erkennbar Detail-Informationen über die zum Verkauf stehende Unternehmung abgeben. Wahren Sie die Diskretion und prüfen Sie den Interessenten in einem anonymen Telefonat und durch Informationsanforderungen ihrerseits. Anschließend lassen Sie sich die Vertraulichkeit über eine vertragliche Vereinbarung zusichern. Wenn Sie die genannten Punkte beachten, spricht nichts gegen die Verwendung einer Firmenbörse.